20 Jun Tough Mudder 2016 NRW
Am Samstag den 18.07.2016 hatte ich ein besonderes Erlebnis, welches ich Euch auf keinen Fall vorenthalten will.
Tommi hat sich einmal mehr in eine Situation „freiwillig“ begeben in der man(n) im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals im Schlamm steckte. Voller Stolz und hoch verdient ziert mich jetzt der offizielle Titel des „MUDDER“.
Wie verdient man sich solch einen edlen Titel? Naja, eigentlich relativ simple; man braucht ein paar verrückte Leute die sich nicht so viele Sorgen um den eigenen Leib machen und meldet sich einfach beim Tough Mudder an. Dieses besondere Rennen absolviert man dann gemeinsam, ohne Zeitnahme und darf sich am Ende ein cooles Stirnband über den Kopf ziehen. Nix leichter als das, dachte ich am Anfang. 17 Kilometer laufen ist ja nicht so das größte Problem und über ein paar Heuballen zu hüpfen kann jetzt auch nicht so dramatisch sein. Naja, müssten wir so nach 2 Stunden doch locker wieder im warmen sitzen…. Hmm… Naja, ich sag nur so viel: Es kommt meistens anders als gedacht! 😀 Aber fangen wir von vorne an.
Freitagabend ging es los in Richtung Köln, meine Sachen schön gepackt und natürlich auch das Essen vorbreitet, denn Freitag war auch der letzte Tag meiner Körperentgiftungskur (aber dazu unterrichte ich auch am Wochenende ausführlich). Gemeinsam mit meiner Teamkameradin Veronika, der ich überhaupt diesen unvergesslichen Tag zu verdanken habe (bekommst Du zurück, und zwar noch viel grausamer…), erreichte ich um 23:30 unser Teamhauptquartier. Empfangen wurden wir von dem halben Team der „Lauffaulen“ mit Kölsch und Sekt zur ersten Teambesprechung. Nach dieser ging es auch schon um ein Uhr ins Bett, damit man natürlich ausgeruht startet. Nach erholsamen 5 Stunden Schlaf gönnten wir uns ein umfangreiches Frühstück, naja die anderen auf jeden Fall. Ich vertilgte in aller Seelenruhe meine „Spezial-Körperreinigungs-Essen“ (Probiotischen Jogurt mit Haferkleie und Leinsamen). Nur so viel vorab, wenn Ihr einen Wettkampf habt, esst auf keinen Fall eine Mahlzeit die die Darmaktivität ankurbelt!!!
Gutgelaunt und mit vollem Auto (4 Menschen, 2 Hunde, Ausrüstung und einem Kasten fränkischen Bieres) ging es dann in Richtung Austragungsort nach Herdingen. Auf dem Weg dahin schloss sich noch ein Teammitglied unserer Kolonne an und auf dem Autobahnrastplatz wurden unsere zahlreichen Fans instruiert. Der nächste offizielle Stop in einer Wohnsiedlung am Austragungsort, hier begrüßte uns der Teamführer und Tough Mudder Legionäre Marlon. Schneller Boxenstop auf den Sanitären Einrichtung und umladen der Ausrüstung, sowie der Teilnehmer in die VIP-Shuttles und schon fuhren uns Marlon’s Eltern zum Startbereich. Schnell zum Check-in, Nummern abholen, sich noch kurz von den Mitangereisten verabschieden, schnelles Foto und schon ging es für das Team Lauffaul zum Aufwärmen.
Das Team:
Janet, unsere Krankenschwester: Immer motiviert und mit einem Auge kümmernd, um die angefallenen Wehwehchen.
Veronika, unsere Angeschlagene: Trotz schwerer Fingerverletzung und angeschlagenem Immunsystem, zog sie den Lauf ohne ein einziges Wort der Verzweiflung durch.
Marlon, der Legionär: Es war sein zweiter Tough Mudder und als „alter Hase“ motivierte er uns vor dem Start und bereitete uns seelisch und moralisch auf alles vor.
Marvin, die Spezialeinheit: Top trainiert und voller Ehrgeiz schmiss er uns im wahrsten Sinne des Wortes über fast alle Hindernisse.
Arndt, der Kopf: Überlegt und mit Strategie plante er schon nach einem kurzen Blick auf das Hindernis die bestmöglichste Strategie für die Bewältigung.
Tommi (meine Wenigkeit), der Darm: Durch mein tolles Frühstück und meiner perfekt funktionierenden Darmfunktion schleppte ich mich nicht nur von Hindernis zu Hindernis, sondern auch von Dixi zu Dixi.
Und es ging los, gemeinsam mit unserer Startgruppe absolvierten wir ein Warm-up, wo alle einmal den Boden küssen durften. Ein sehr seltsames Ritual, aber im Nachhinein auch verständlich, da jeder während des Laufes sehr häufig Kontakt mit diesem Elemetnt machen durfte. Warm-up beendet und voller Ehrgeiz in den Startbereich. Um diesen zu erreichen ging es über eine kleine 2 Meter hohe Holzwand, welche für den ein oder anderen schon ein schier unüberwindbares Hindernis darstellte. Doch mit Teamarbeit meisterte jeder Teilnehmer unserer Startgruppe den Kletterakt. Dann erblickten wir einen bärtigen Mann vor uns, mit Mikrophon bewaffnet stand dieser auf der Ladefläche eines Pick-ups. Mit ausgewählten Worten versuchte uns der Bärtige auf Betriebstemperatur zu bringen. Was zu diesem Zeitpunkt auch gut war, da es unglaubliche, sommerliche 12 Grad Außentemperatur hatte. Zum Schluss knieten sich alle Teilnehmer auf den Boden, erhoben die Faust zum Himmel und schworen gemeinsam den feierlichen Schwur. Dann ging es mit vollem Adrenalinlevel los! Das Adrenalin verlor aber sehr fix wieder seine Wirkung als man feststellen musste, dass sich die Masse vor und hinter einem im RECOM Laufbereich von gefühlten 6 km/h fortbewegte und es auf der schmalen Laufstrecke keine Möglichkeit zum Überholen gab. Naja, dann gehen wir das Ganze halt gemütlich an.
Eins vorab, ich beschreibe den Rennverlauf nicht detailliert und werde auch nicht alle Hindernisse einzeln aufzählen. Da ich ja die Vorfreude auf Euren eigenen Start nicht verschandeln möchte. 😀
Los ging es mit ein paar Wassergräben, damit auch die Schuhe alle dieselbe Farbe tragen. Dann zum ersten Bodenkontakt. Robbenderweise musste man durch ein 40 cm hohes Baugerüst, welches mit Stacheldraht verziert war, kriechen. Spätestens nach diesem tollen Auftakt hatten alle Teilnehmer die einheitliche Farbe Braun auf Haut und Klamotten. Damit dies nicht von Dauer wert, hatten sich die Veranstalter eine ganz besondere Überraschung zurecht gelegt. Es folgte eine wilde, kurze Rutscharie direkt hinein in ein Becken voller Eiswasser. Bei angenehmen Wassertemperaturen von 3 Grad zog es mir die gesamte Brust nach innen und für 5 Sekunden blieb mir die Luft weg. Traumhaft, das mache Ich jetzt jeden Morgen… man ist total munter und den Kaffee spart man sich auch gleich, ein Traum! Den Shock überwunden, bemerkte ich relativ fix, dass ich nochmal untertauchen muss um an das rettende Ufer zu gelangen. Wieder mit dem Kopf oben, schüttete mir auch gleich ein freundlicher Mitarbeiter frische Eiswürfel auf den Kopf, danke dafür… wenn ich den erwische!!! Endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen brach plötzlich eine Hitzewelle aus. Ich fühlte mich wie im Urlaub bei 30 Grad im Schatten, dass einzige was mich an die Realität erinnerte, waren meine völlig nassen Klamotten und Schuhe.
Und weiter ging die wilde Fahrt über Berg, Tal, Wald, Feld und Steinbruch. Insgesamt erfasste die 17 KM lange Lauftrecke 780 Höhenmeter und 22 super tolle Hindernisse. Zwischendurch gab es auch die ein und andere rettende Verpflegungsstation, sowie Dixi’s (Mein Darm war sehr froh sich regelmäßig leeren zu dürfen).
Ein weiteres prägendes Erlebnis war für mich als ich zwei vollausgewachsene Männer, die an meinen Beinen hingen mit einem kräftigen Tripzepsdip nach oben, auf das Hindernis zog, so schlecht ist mein Armtraining doch nicht. 😀 Mitten im Wald stoppten uns auf einmal zwei Herren in Orange und befahlen den Nachbarn auf die Schultern zu werfen und weiter zu rennen. Ehe ich mich entscheiden konnte, wen ich gerade am liebsten auf den Arm nehmen würde, verlor ich Bodenkontakt und ein schmächtiger Franzose, der ungefähr 2 Köpfe kleiner war, schmiss mich auf seine Schultern. Nach gut 3 Metern frage er mich nach meinem Gewicht, als ich antwortete über 80 KG bemerkte ich, dass er etwas schlucken musste. Wahrscheinlich schaut meine schmale Figur etwas leichter aus. Aber am Ende seiner Kräfte und schwer atmend war er ersichtlich froh als der Wechsel kam.
An dieser Stelle spring ich mal ans Ende, will nicht so viel Preis geben, am besten Ihr macht einen solchen Wettkampf selbst einmal. Es lohnt sich!!!
Gezeichnet von der Strecke und dem Schlamm erreichten wir die letzten Kilometer. Wieder in der Nähe unseres Startpunktes, noch einmal angefeuert von unseren Supportern. An dieser Stelle ein riesen Dank für den tollen Support, die zahlreichen Fotos und die spitzen Verpflegung!
Nun an, auf zum letzten Hindernis, Augen zu und ab durch ein Feld welchen mit hängenden Kabeln elektrisch Aufgeladen war. Gemeinsam und in einer Reihe sprintenden wir dadurch. Nach einigen heftigen Stromschlägen wurden wir gekrönt mit unseren Stirnbändern, Finishershirts und einem kalten Bier. Wahnsinn, was sich Menschen für ein Bier alles antun. Durchgefroren aber völlig glücklich gingen wir zum Treffpunkt unseres VIP-Shuttles.
Zurück bei Marlon’s Eltern freute sich jeder über die wohlverdiente warme Dusche und das was danach kam war der krönende Abschluss des Tages. Es gab ein Festmahl: Hausgemachte Lasagne (die wohl beste meines Lebens), ein gutes fränkische Bier und Schokoladenmuss.
Fazit:
– geile spaßige Veranstaltung, kann ich nur empfehlen
– Teamwork steht an erster Stelle und zahlt sich aus
– packt alte Klamotten und Schuhe ein
– bereitet Euch mit Kraftausdauertraining vor
– geht auf keinen Fall untrainiert an den Start
– seid Euch klar darüber, Ihr werdet dreckig
– es geht nicht um Zeit sondern ums Überleben, macht nix mit Hektik, sonst verletzt Ihr euch sehr schnell